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Hsü-t'ang Chih-yü, 1266 an die Wolken reichen
Hsü-t’ang Chih-yü, 1266
an die Wolken reichen

Und was hat nun dieses chinesische Schriftzeichen oben in der Welle zu suchen? Was soll es bedeuten?

Dieses eine Zeichen xião ist einer Kalligraphie des Ch’an-Mönchs der Lin-Chi-Sekte Hsü-t'ang Chih-yü entnommen, der sie im Jahr 1266 als Motto über der Türe seiner Zelle angebracht hatte. Die Bedeutung der gesamten Kalligraphie ling-xião ist ‚an die Wolken reichen‘ oder auch ‚zu den Wolken emporsteigen‘, das linke Zeichen xião bedeutet in der weiblichen Form Wolke, in der männlichen Form Himmel.

Ab von der graphisch-ästhetischen Schönheit des Schriftzeichens öffnet es also einen ganzen Fächer von Assoziationen ~ hin(auf) zu dem, was wir uns wünschen und ersehnen, hin auch zu einem Bild der Wandlungsfähigkeit, Formbarkeit, und damit auch zu Kreativität.

Wer hat nicht als Kind, auf dem Rücken in einer Wiese liegend, die wechselnde Form der Wolken beobachtet und als Bilder interpretiert. Ein Hund, ein Stier, ein Drache? xião ist für mich der Ansporn, die Welt immer wieder mit Neugier zu betrachten und neu zu interpretieren, neue Assoziationen zu knüpfen, Zusammenhänge herzustellen, mein Bild von Welt vielfältiger und reicher zu gestalten.

Sinn macht Freude!

die indische Affenfalle und der Baum der Entscheidungen

Ob sie in der Realität funktionieren würde, darüber dürfen sich die Gelehrten streiten, bekannt wurde sie durch die als Roman gestaltete Tour-de-force durch die Philosophie „Zen und die Kunst, ein Motorrad zu warten“ von Robert M. Pirsig (1974). Eine hohle Kokosnuß mit einem Loch in der Schale, an einem Pfahl oder Baum festgebunden, durch das gerade mal eben die ausgestreckte Hand eines Affen passt. In der Kokosnuß eine Handvoll Reis, die der hungrige Affe sich gerne holen würde. Aber sobald er seine Faust um den Reis schließt, passt sie nicht mehr durch das Loch und er ist gefangen. Läßt er den Reis los, ist er frei . . .

Methusalem-Korkeiche in Portugal
Methusalem-Korkeiche in Portugal

Ein schönes Bild dafür, daß wir alle Gefangene unserer Wünsche und Begierden sind. In der Regel zwingt uns niemand mit vorgehaltener Waffe zu unserem Leben, auch eine Peitsche werden wohl wenige von uns zu spüren bekommen. Wir selbst wählen uns unser eigenes Gefängnis. Die Freiheit auf der anderen Seite bleibt aber auch nur eine Worthülse, wenn wir nicht die Frage stellen: frei zu was?

Was wollen wir also haben, noch wichtiger, wer und was wollen wir sein? Und was ist uns wichtig, wert genug, um Einschränkungen unserer Freiheit aufzuwiegen? Welchen Weg wollen wir gehen? Jede Entscheidung, die wir treffen, öffnet auf der einen Seite einen Raum der Möglichkeiten, in dem und in den wir uns entfalten können, in dem aber auch Risiken und Gefahren lauern können. Auf der anderen Seite lassen wir Abzweigungen hinter uns, die in Gegenden führen, die uns vielleicht für immer unbekannt bleiben werden.

Stellen wir uns einen Baum vor, fangen mit unserer Betrachtung unten an, am Stamm. Wenn wir unseren Blick nach oben gleiten lassen, stoßen wir auf die erste Gabelung. Sehen wir sie als eine Entscheidung, links oder rechts? Immer weiter lassen wir uns führen, folgen dem Weg der Gabelungen und Verzweigungen, vom Stamm zum Ast, zum Ästchen, zum Zweig, zu Blatt oder Nadel. Jede Entscheidung eine Richtungsänderung, bestimmend dafür, wohin sich unser Leben entwickelt. Jede Entscheidung in der Vergangenheit eine Erklärung für den Punkt, an dem wir in der Gegenwart sind, jede aktuelle Entscheidung (und nur in dieser Gegenwart haben wir eine Wahl) eine Tendenz für die Richtung, in die sich unser Leben entwickeln wird.

An jeder Gabelung, jeder Verzweigung müssen wir uns entscheiden, in welche Richtung wir uns auf dem Weg zum Licht bewegen wollen. Auf dem Weg dahin mögen sich Äste kreuzen, Zweige von verschiedenen Ästen den von Ihnen beanspruchten Raum durchdringen, aber nie wird ein Zweig am selben Platz eines anderen sein. Jede Verzweigung bestimmt den Raum, den sich der Zweig erobert. Ziel ist immer das Licht, die Energie zur Photosynthese.

Schließen wir zurück auf den Menschen, uns selbst. Jede Entscheidung, kleine oder große, hat Einfluß auf den Weg, den unser Leben nimmt. Nicht nur im Äußeren, dem Weg in unserer Gesellschaft, in Beziehung oder Karriere, auch in unserem Inneren, im Kern unseres Denkens, unserem Gehirn. Je nach dem, mit was wir uns beschäftigen, verknüpfen sich Neuronen zu Netzen, zu Räumen, in denen Wissen und Erfahrung nicht nur statisch aufbewahrt, sondern dynamisch entwickelt wird. Je komplexer diese Netze geknüpft werden, desto mehr neue Erkenntnisse können an die Knotenpunkte angeheftet werden.

Ob wir uns mit dem Programmieren von Computern, dem Reparieren von Motorrädern oder Autos, der Erziehung von Kindern, der Politik oder der Entwicklung von Aktienkursen beschäftigen, unser Gehirn entwickelt dazu die nötigen Netze, um das benötigte Wissen zu ordnen und zu kanalisieren, wenn nötig zu immer komplexeren Strukturen und Zusammenhängen. Individuell für jeden von uns nach den jeweiligen Bedürfnissen.

Je nach dem, mit was wir unser Gehirn füttern, entwickeln sich unsere Fähigkeiten, oder sie stagnieren oder degenerieren sogar. Wer seinen Körper mit Fastfood mästet, mag zwar an Gewicht zulegen, tut damit aber nicht notwendigerweise etwas für seine Fitness. Gesünder ist allemal eine abwechslungsreiche, möglichst naturbelassene Kost und weniger Süßkram. Dazu ausreichend Bewegung. Auch das Gehirn, auch der Geist entwickelt sich bei weitem besser mit möglichst abwechslungsreicher Kost aus unterschiedlichsten Wissensgebieten, und sehr viel weniger Fastfood aus dem, was uns aus Unterhaltungsmedien und Computerspielen vorgekaut dargereicht wird. Und auch dem Gehirn tut Bewegung gut, immer mal wieder neue Inhalte. Die Hirnschale ist schließlich annähernd rund, damit das Denken seine Richtung wechseln kann!

Zurück zu unserem Baum der Entscheidungen. Bis jetzt haben wir das betrachtet, was vom Stamm aus nach oben ragt, zum Himmel, zum Licht. Für uns unsichtbar und in der Regel unbeachtet erstreckt sich unterirdisch noch ein viel weiteres und komplexeres Netz, das der Wurzeln, mit dem der Baum lebensnotwendiges Wasser und Mineralien ansaugt. Dazu geht er sogar Symbiosen ein mit Bakterien, Pilzen und Insekten. Sowohl hier wie auch im Dickicht der Zweige und Blätter steht der Baum jederzeit im regen Austausch mit seiner Umgebung, mit Welt, mit Universum.

Die meisten Menschen sind sich nicht dessen bewußt, wie sehr ihre Welt, ihr Wissen um die Welt, von vielen tausenden Generationen unserer Vorfahren erarbeitet worden ist, seit die Menschheit von den Savannen von Afrika aus sich über den Erdball ausgebreitet hat. Wir stehen nicht nur auf den Schultern von Giganten, wie Isaac Newton das einmal in einem Brief an Robert Hooke ausgedrückt hat. Wir profitieren von einem Wissen, das Millionen längst zu Staub zerfallene Menschen uns hinterlassen haben.

Wir selbst, jeder von uns, sollte sich sowohl der Resourcen des weit verzweigten Wurzelnetzes als auch des offenen Raumes der Möglichkeiten der Baumkrone bewußt sein, um für uns selbst und auch unsere Mitmenschen Entwicklungsmöglichkeiten zu erschließen.

Sinn macht Freude!

Metasoph? ~ das Möbiusband

Bevor noch einmal jemand nach dem Begriff des Metasophen fragt, kommt hier eine Erklärung: das ist eine eigene Wortschöpfung, die mit meiner Neigung zusammenhängt, alles aus einer übergeordneten Perspektive, der Metaebene, zu betrachten. Wie bitte? Was will das heißen?

das fast magische Möbius-Band
das fast magische Möbius-Band

Das schönste Bild dafür, das mir dazu einfällt, ist das phänomänale Band des Herrn Möbius , das man sich recht einfach aus einem Streifen Papier herstellen kann ~ und sollte, um die folgenden Erläuterungen aus eigener Erfahrung nachvollziehen zu können.

Man nimmt also einen Streifen Papier, dreht ein Ende um 180° und klebt die beiden Enden dann zu einem Ring zusammen. Aus dem zweidimensionalen Papierstreifen entsteht so ein dreidimensionales Objekt mit fast magischen Eigenschaften. Versuchen Sie eimal, eine gestrichelte Mittellinie auf eine Seite dieses Streifens aufzumalen ~ ~ ~ das dauert länger als zuerst gedacht, denn irgendwann stoßen Sie wieder auf den Anfang Ihrer gestrichelten Linie, und keine Seite des Streifens bleibt leer. Denn das Möbiusband hat nur eine Seite, und auch nur eine Kante, wie man genauso mit einem Stift kontrollieren kann.

Eine Ameise, die das Band entlanglaufen würde, könnte also endlos weiterlaufen, würde mal aufrecht, mal kopfüber laufen, aber in der Theorie (solange man unterstellt, daß sie sich nur mit den Augen orientiert und dem zweidimensionalen Pfad des Bandes hinterherläuft) nicht bemerken, daß sie immer wieder im Kreis herumläuft. Die ‚wahre‘ Natur des Möbiusbandes erschließt sich ihr nur, wenn sie ihrem Geist eine Ebene, eine Dimension mehr eröffnet.

Der Ausstieg aus dem ewigen Kreislauf und die Erkenntnis über dessen Natur ist oft erst dann möglich, wenn man die Ebene der alten Erfahrung erweitert und aus einer höheren Perspektive neu bewertet.

Aber das Möbiusband erlaubt noch mehr erkenntnisreiche Spielereien. Schneiden Sie das Band einmal entlang der gestrichelten Mittellinie auseinander. Na? Spannend, nicht wahr? Wiederholen Sie die Sache mit der Mittellinie und schneiden Sie noch einmal. Oder dritteln Sie das Band.

Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen und den einen oder anderen Aha-Effekt! 🙂

Bild Möbiusband Lizenz: CC BY-SA 3.0, Dank an Wikipedia!