Was bringt einen Klienten dazu, die Hilfe eines Personal Coaches in Anspruch zu nehmen? Welche Erwartungen bringt er mit? Und wie kann ihm tatsächlich geholfen werden?
Wer oder was ist ein (Personal) Coach? Zuallererst einmal ist er eine externe, nicht persönlich in die Situation involvierte Person, das heißt, er ist zumindest am Anfang nicht am Ursache-Wirkungsgeflecht beteiligt. Das ermöglicht es ihm, die Angelegenheit aus einer anderen Perspektive heraus zu analysieren, als sie der Klient hat, nämlich von außen. Die Perspektive von innen heraus kennt der Klient in der Regel nur zu genau, in der kreisen seine Gedanken schon seit geraumer Zeit, ohne einen Ausweg zu finden.
Wenn der Druck zu stark wird, er keinen kompetenten Gesprächspartner findet, mit dem er sich austauschen kann, sei es, weil es den in seiner Umgebung nicht gibt, wahrscheinlicher aber eher deshalb, weil die kompetenten Menschen in seiner Umgebung selbst involviert, selber Partei sind und er schädliche Rückkopplungen befürchtet, dann wird er in Erwägung ziehen, diesen Gesprächspartner außerhalb zu suchen.
Was erwartet der Klient? Hilfe, ja, aber eher nicht als direkte Intervention, da wäre sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich zum Beispiel ein Anwalt die bessere Wahl. Also Hilfe zur Selbsthilfe, Impulse für neue Einsichten, die ihn in die Lage versetzen, selbst einen Ausweg aus seiner Sackgasse, der Spirale seiner kreisenden Gedanken zu finden. Und wenn dieser Weg dann gefunden ist, Unterstützung auf dem Weg, den zu gehen er sich entschieden hat.
Da die Klienten und auch ihre jeweiligen Bedürfnisse sehr unterschiedlich sein können, gilt dasselbe auch für die Methodik der Personal Coaches. Wer wie heute üblich das Internet befragt, findet ein breites Angebot von Coaches mit unterschiedlichen Ansätzen, auch die verschiedenen Methoden sind gut dokumentiert. Ein Jeder könnte also nach seinen individuellen Bedürfnissen und Vorlieben seinen persönlichen Coach finden ~ wenn er denn schon im Voraus wüßte, was ihm gut tut.
Wer seinen Schwerpunkt in der Verbesserung der Interaktion mit seinem Umfeld sucht, wird vielleicht mit dem Ansatz der Mediation oder der Systemischen Beratung liebäugeln, wer seine eigenen Fähigkeiten, auf ein Ziel hinzuarbeiten, verbessern will, vielleicht mit NLP. Auch Sparring, das Trainieren von Konfliktsituationen mit dem Coach, ist eine Möglichkeit, oder die Arbeit mit Hypnose.
Aber wer mit einem dieser Labels etwas anfangen kann, hat schon eine genauere Vorstellung von seinen Präferenzen. Vielleicht ist es auch nicht der erste Versuch, Unterstützung zu finden, vielleicht möchte er diesmal ein anderes ‚Rezept‘ ausprobieren.
Am anderen Ende des Spektrums gibt es Menschen, die schon bei dem Begriff „Coaching“ in Abwehr gehen, geschweige denn beim Gebrauch der Begriffe „Assets“ oder „Evaluierung“ oder „proaktiv“. Das habe ich nicht selbst erfunden, sondern zitiere aus einer Email, die ich bekommen habe. Vorsicht mit sogenanntem ‚professionellen‘ Coaching-Sprech ist also angesagt. Sprache dient der Kommunikation, unverständliches Fachkauderwelsch verhindert sie.
Auf allen Seiten des Themas Coaching ~ Klient, Coach, Methoden ~ sind die Möglichkeiten weit gefächert. Was also erwartet Klient, was kann er erwarten, was soll er erwarten?
Zuallererst einmal: es geht um den Klienten, um seine Bedürfnisse, seine Situation, seine Probleme. Er ist schließlich zahlender Kunde, der bei einem erst einmal Fremden Unterstützung sucht. Am Anfang dieser Beziehung muß eine Klärung darüber stehen, was der Klient sich von der gemeinsamen Arbeit erhofft, muß die Analyse der Ausgangsituation stehen, muß ~ gegenseitig ~ Vertrauen geschafft werden. Erst dann, wenn man festgestellt hat, daß man ‚miteinander kann‘, können im Dialog Lösungsmöglichkeiten, Ziele, Wege dahin ausgearbeitet werden, individuell auf den Klienten zugeschnitten. Und dann besteht die Aufgabe des Coaches darin, den Klienten auf den von ihm gefundenen und ausgesuchten Wegen unterstützend zu begleiten, so weit das gewünscht ist. Denn letzlich wird keinem Klienten dadurch geholfen werden können, daß man ihm einfach ein Konzept, eine Methode überstülpt.
Was ein Klient braucht, ist ein kompetenter Gesprächspartner, der aus nicht direkt beteiligter Distanz, aber als zugewandter, zur Hilfe zur Selbsthilfe bereiter konstruktiver Zuhörer zur Vefügung steht. Der die Situation erfaßt und Impulse gibt, damit der Klient selbst sich mental aus seiner Gedankenspirale befreien kann, sozusagen in die nächsthöhere Dimension klettert, in eine neue Perspektive, und von diesem ‚erhöhten Standpunkt‘ neue (eigene!) Wege für sich findet. Der ihm den Mut vermittelt, die auch zu gehen. Und ihn wenn nötig auf diesen Wegen ein Stück weit begleitet. Dann kann Krise auch als Chance für einen neuen Aufbruch begriffen werden.
Was sollte der Coach mitbringen? Nochmal, zuallererst die Fähigkeit zuzuhören, und zwar, ohne dem Klienten gleich seine eigenen Lösungsvorschläge aufzudrängen. Der Klient muß und kann seine eigenen Wege finden, denn nur die kann er mit gutem Gefühl und dann auch Erfolg gehen. Er braucht allenfalls Impulse, um die in ihm selbst schon vorhandenen Keime zum Aufblühen und Wachsen zu bringen.
Was sonst macht einen guten Coach aus? Nun, möglichst vielseitige Erfahrung sowohl im beruflichen als auch privaten Leben, die gedanklich ausführlich reflektiert wurden, damit der Klient auch davon profitieren kann. Er muß den Klienten ernst nehmen, sich selbst auch. Und ein gutes Quantum Humor kann nie schaden!